Free Finga

Die Geschichten von Kinderstars haben selten ein Happy End. Früher Ruhm und Reichtum haben Auswirkungen auf junge Menschen und führen zu allen möglichen Problemen im späteren Leben. Aber: Der litauische Künstler Free Finga – Tomas Narkevičius – hat es geschafft, um dieses Klischee einen großen Bogen zu machen. Der Produzent, Musiker und ehemalige Kinderstar im Pop-Universum verarbeitet seine frühe Karriere in Songs. Mit Musik, die so eingängig wie cool ist, und – so schreibt er auf seiner Bandcamp-Seite – „deine wildeste Sensibilität und deinen Trost mit einer beruhigenden Angst entfesselt“.

Seine Produktionen sind durch und durch zeitgenössische Interpretation von R&B. Mit glasklarem Sound, einem Hauch von Trap und ebenso glasklarem Gesang. Das hat Style und Coolness. Auf seinem Debütalbum von 2018 dreht sich alles um die Dating-App „Tinder“. „Pick Up Line“ – schon clever der Titel, oder? – kreist thematisch um alles rund um die Plattform: Millennials, Technologie und Liebe. Auf seinem zweiten Album „ DĖMESIO!” (Achtung!) führt er 2021 die Dekonstruktion der modernen Gesellschaft aus einer jugendlichen Perspektive fort.  Die Angst vor der Mittelmäßigkeit, das Streben nach Perfektion und Kindheitserfahrungen werden durchleuchtet und seziert. Im Live-Kontext sind seine Gigs wie „eine Reise durch die Welten der Lebenden und der Toten“.

Die Tour zu „DĖMESIO!” dauerte den ganzen Sommer 2022. In Litauen und ganz Europa machte Free Finga Station. Die Fans lieben seinen Sound. Und Kritik ebenso: Bei den MAMA Awards 2020 wurde er als „Best Urban Band and Artist Of The Year“ ausgezeichnet. Free Finga gibt nur selten Interviews, verrät wenig bis gar nichts über seine Arbeit. Seine Musik ist genug Kommunikation: vorausschauend, mitreißend und clever. Was gibt es da noch hinzuzufügen?