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Iosonouncane

Pop / Italien (Buggerru, Bologna)
Iosonouncane
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Thom Yorke, Lucio Battisti

Freestyle

Ein experimenteller Schmelztiegel

" Der sardische Eigenbrötler gibt dem Begriff „Alt-Pop” eine neue Bedeutung "

Wenn man über Jacopo Incani, alias Iosonouncane, spricht, drängen sich Vergleiche mit Lucio Battisti und Luigi Tenco auf, gleichzeitig aber auch mit Burial und Thom Yorke. Der auf Sardinien geborene Singer-Songwriter und Komponist, der seit einigen Jahren in Bologna lebt und arbeitet, lässt sich in der Tat nur schwer in eine Schublade stecken. Seine Entschlossenheit, nicht auf bereits ausgetretenen Pfaden zu wandeln, sich auf Lorbeeren auszuruhen oder einen Hype zu suchen, macht seine Produktion zu etwas völlig Einzigartigem.

 Seine erste Platte – „La Macarena su Roma“ (2010) – komponierte der Sarde mit Gitarre, Loop-Maschine und Sampler. Zuvor hatte er zwei Jahre in einem Callcenter gearbeitet. Das Album ist ein wütendes und treffendes Bild der Widersprüche und Klischees des zeitgenössischen Italiens – mit Vocals, Sprüchen und Thesen, die so auch bei Demonstrationen und Kundgebungen konstatiert werden könnten.

 

Dagegen zeigt sich sein gefeiertes zweites Album „Die“ (2015) als eine Art introvertiertes musikalisches Gedicht in sechs Gesängen – über einen Mann und eine Frau, die mit der Angst vor dem Tod auf dem Meer konfrontiert sind. Ein tiefgründiges Werk der Empathie, inspiriert von der Migration gen Europa und der Lektüre von Klassikern wie Pavese, Steinbeck und Hemingway. Eine Sternstunde in Iosonouncanes Karriere.

Doch gerade wenn man denken könnte, dass der Künstler seinen absoluten Peak erreicht hat, dreht Incani mit einer unerwarteten Wendung den Spieß um und veröffentlicht 2021 „Ira“, ein langes und musikalisch hoch-komplexes Werk. 17 experimentellen Orchestersuiten, beeinflusst vom Jazz der Mahgreb-Region, und Psychedelia bilden den musikalischen Rahmen  – gesungen in einer Mischung aus Italienisch, Englisch, Französisch, Spanisch, Deutsch und Arabisch. Es zeichnet sich einmal mehr als das Werk eines sich ständig weiterentwickelnden und gegen den Strich bürstenden Musikers aus.

Picture credits: Silvia Cesari