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2022, ein spannendes Jahr der Jugend

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2022, ein spannendes Jahr der Jugend

Gemeinsam mit Valérie Drezet-Humez, der Leiterin der Vertretung der Europäischen Kommission in Frankreich, zieht Europavox Bilanz zum Europäischen Jahr der Jugend. Die Perspektiven sind vielversprechend. Nicht zuletzt dank der neuen Initiative Europavox Campus.

© Jennifer Jacquemart / Europäische Kommission

Das Europäische Jahr der Jugend neigt sich dem Ende zu. Was haben Sie daraus gelernt?

In allen Mitgliedstaaten wurden über 8.500 Aktionen organisiert, die ein großes und diverses Publikum angesprochen haben. Die europäische Jugend ist genau so: vielfältig. Wir haben jungen Menschen so eine Stimme gegeben – mal interaktiv, immer kreativ. Im Austausch mit den EU-Kommissar*innen. Auf lokaler Ebene gingen die Mitarbeiter*innen der Europäischen Kommission in Frankreich immer wieder an Schulen und Universitäten, aber auch auf Musikfestivals, insbesondere Rock en Seine oder das Europavox-Festival, mit dem Ziel, die EU den tatsächlichen Wünschen der Jugend anzunähern. Unsere Bilanz ist durchweg positiv und äußerst optimistisch – wobei man sich vor Augen halten muss, dass all dies nicht am 31. Dezember enden darf. Die innovativen Projekte, die auf den Weg gebracht wurden, müssen fortgesetzt werden. Europa ist ein lebendiges Projekt, das sich nicht weiterentwickeln kann, wenn es nicht von jungen Menschen aufgegriffen wird. Für mich war dieses Jahr also so etwas wie ein Sprungbrett, das nicht mit Ablauf dieser 365 Tage enden darf.

Was haben Sie an den Ständen von NextGenerationEU, die Sie auf verschiedenen Musikfestivals betreut haben, beobachtet?

Die jungen Leute kamen auf uns zu! Dieser Entdeckungsdrang an sich ist bereits bemerkenswert. Er beweist eine großartige Aufgeschlossenheit. Wenn man auf ein Konzert geht, ist es nicht selbstverständlich, irgendwo anzuhalten, um sich mit etwas zu beschäftigen, dass nicht direkt etwas mit Musik zu tun hat. Wir haben ihnen zum Beispiel Quizfragen und eine Virtual-Reality-Erfahrung zu unseren Institutionen angeboten. Dabei konnten wir eine echte Bereitschaft zum Lernen und auch zum Austausch spüren. So ergaben sich viele interessante Gespräche. Bei Rock en Seine kamen viele Brit*innen auf uns zu, um uns ihr Bedauern zum Ausdruck zu bringen, nicht mehr Teil Europas zu sein. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Für die anderen europäischen Besucher*innen, die neben uns saßen und diese Gespräche mitbekamen, war dies eine Gelegenheit, gemeinsam zu diskutieren, welche Vorteile Europa bietet und was man alles verlieren könnte, wenn man es verlässt. Diese Diskussionsbereitschaft, der Wille zum Engagement und zum gegenseitigen Verständnis sind für mich sehr ermutigend. Die Jugendlichen scheinen im Allgemeinen politisch sehr interessiert zu sein.

Die Kampagne stellte eine umweltfreundlichere, integrativere und digitalere Zukunft in den Vordergrund.

Das sind die großen Prioritäten der Europäischen Union. Insbesondere der Grüne Pakt, der Klimaschutz und die Digitalisierung finden besonders bei jungen Menschen Anklang. Darüber hinaus eröffnen sie neue Perspektiven für den Eintritt in den Arbeitsmarkt. Ich habe bereits erwähnt, wie wichtig es ist, unseren Appell an die Jugend nachhaltig zu gestalten. Schließlich wird 2023 das Europäische Jahr der Kompetenzen sein, und dabei sollten wir daran erinnern, dass die Integration in das berufliche Umfeld eine große Herausforderung für junge Menschen darstellt. All diese ehrgeizigen europäischen Ziele sind sowohl für unseren Planeten als auch für die Erhaltung eines Europas, das Wohlstand, soziale Gleichheit und die Entwicklung aller ermöglicht, von entscheidender Bedeutung. Wir wollten, dass die Jugendlichen ihr Leben selbstbestimmt gestalten und sehen, welchen Beitrag sie leisten können, um an der Erreichung dieser Ziele mitzuwirken.

Kommen diese jungen Menschen, die sich für das europäische Projekt engagieren, hauptsächlich aus einem Umfeld, in dem ihnen diese Werte bereits in der Familie und in der Schule vermittelt wurden?

Nicht ausschließlich. Einige hatten mit der EU bis dato wenig zu tun gehabt und ließen sich trotzdem schnell begeistern. Ich habe das zum Beispiel in Berufsschulen gesehen: Jugendliche gingen für drei Wochen in ein anderes EU-Land und kehrten, nachdem sie für kurze Zeit mit einer anderen Kultur und Sprache konfrontiert wurden, mit einem völlig neuen Blick auf ihren Platz in der Gesellschaft zurück. Ich fand es fantastisch, diese europäische Mobilität als Lösung zu betrachten, um die eigene Zukunft neu zu definieren, seinen Horizont zu erweitern und über Landesgrenzen hinweg zu denken. Die gesamte Jugend, unabhängig von ihrem sozialen oder geografischen Hintergrund, bringt sich in all ihrer Vielfalt ein – und das ist die eigentliche Hoffnungsbotschaft. Mobilität geht immer mit Offenheit gegenüber anderen einher. Sich anderswo umzusehen kann uns einen neuen Kompass geben, uns aus unserem Alltagstrott herausholen und uns so manche Probleme relativieren lassen. Ich bin überzeugt, dass es in dieser komplexen und hektischen Welt wichtig ist, Vergleichsmöglichkeiten zu haben. Um eine Demokratie wie die EU am Leben zu erhalten, sind dieses Wissen und diese Aufgeschlossenheit unentbehrlich. Nur so kann man jenseits der Sprachbarriere einander verstehen, sich mit gemeinsamen Werten identifizieren oder einfach einen gemeinsamen Moment bei einem landestypischen Essen oder lokaler Musik verbringen. Ich finde diese Vorstellung sehr aussagekräftig, denn sie veranschaulicht das europäische Projekt im Leben aller und prägt sich damit nachhaltig in die Herzen und Köpfe der Menschen ein.

Die Vertretung der Europäischen Kommission in Frankreich unterstützt unser neues Projekt Europavox Campus, das erste europäische Musik-Sprungbrett in Zusammenarbeit mit vier EU-Universitäten, das die Mobilität der europäischen Studierenden in den Vordergrund stellt. Was halten Sie von der Idee, europäische Studierende unterschiedlicher Fachrichtungen für ein gemeinsames Kulturprojekt zusammenzubringen?

Zunächst einmal ist es extrem wichtig, junge Menschen aus verschiedenen Ländern und mit unterschiedlichem Hintergrund zu einem gemeinsamen Projekt zusammenzubringen, um mehr über andere zu erfahren und die eigenen Erfahrungen durch den Austausch mit anderen Sichtweisen zu bereichern. Ich finde, dass Kultur eine schöne Brücke ist und ein starker Hebel, um ein Gefühl der Zugehörigkeit zu schaffen. Wir brauchen natürlich auch eine Diskussion darüber, was Europa für Vorteile mit sich bringt. Aber ich glaube, dass dieses Projekt auch dazu beitragen wird, dieses europäische Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken. Musik ist Balsam für die Seele – aber sie ist auch ein verbindendes Element mit dem alle, vielleicht sogar ohne sich dessen bewusst zu sein, die Lebendigkeit des europäischen Projekts durch seine Kultur, durch die gegenseitige Annäherung und durch das gemeinsame künstlerische Schaffen ermessen können. Dieses Projekt hat uns begeistert, und wir versprechen uns sehr viel davon.