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Die Anerkennung der Leistung von Frauen im Songwriting und im Komponieren.

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Die Anerkennung der Leistung von Frauen im Songwriting und im Komponieren.

Erinnert ihr euch an mich?

Die Anerkennung der Leistung von Frauen im Songwriting und im Komponieren.

Alles Gute zum Internationalen Frauentag! Bei Europavox wollen wir heute die Musik einiger der besten Komponistinnen und Songwriterinnen feiern – Schubert, Mendelssohn und Caccini. Ich meine natürlich Clara Schubert, Fanny Mendelssohn und Francesca Caccini. Was die anderen Schuberts, Mendelssohns und Caccinis angeht: Heute ist nicht euer Tag.

Das sind nicht die Beispiele, die ihr erwartet habt? Das überrascht mich nicht. Komponistinnen wurden in den vergangenen Jahrhunderten von ihren männlichen Kollegen vergessen oder übersehen, in einer Kombination aus systematischer und historischer Verweigerung des Zugangs zu weiterführender Bildung und der unerhörten Vorstellung, eine Frau sei nicht der Lage, intellektuelle und künstlerische Exzellenz im gleichen Ausmaß zu leisten wie ein Mann.

Denkt an eure Lieblingsfilme. Und überlegt, wer die Musik dafür geschrieben hat. Wahrscheinlich denkt ihr an John Williams, Hans Zimmer und Ennio Morricone. Was ist mit Rachel Portman, die 2010 das herzzerreißende Drama „Never Let Me Go” vertonte? Oder Lesley Barber, die 2016 den Soundtrack für„Manchester by the Sea” schrieb? Von der  Oscar-Preisträgerin Hildur Guðnadóttir und  ihren Soundtracks zu „Joker” und der HBO-Serie „Chernobyl” ganz zu schweigen.

Wir Frauen wissen, dass diese Geringschätzung nichts Neues ist. Björk sagte bekanntlich: „Alles, was ein Mann einmal sagt, muss eine Frau fünfmal sagen.” Selbst hier in Island, das immer wieder als eines der Länder mit der größten Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern eingestuft wird, verdienen Frauen im Durchschnitt immer noch 12 % weniger als Männer. Frauen mussten schon immer für ihre Rechte kämpfen – von Bildung über das Wahlrecht bis hin zu beruflicher Anerkennung. Doch Zugang allein reicht nicht aus. Es reicht nicht, das Alibi-Symbol für Vielfalt zu sein – nicht, wenn die PRS berichtet, dass die Top 10 der bestverdienenden Songwriterinnen und Komponistinnen im Jahr 2020 70 Prozent weniger Einkommen erzielt haben als ihre männlichen Kollegen. 70 Prozent!

Bedeutet dies, dass weibliche Songwriter auch 70 % schlechter im Songwriting sind als männliche Songwriter? Das kann eindeutig nicht wahr sein. Immerhin ist Hildur eine der am härtesten arbeitenden Songwriterinnen in der isländischen Musikszene, zwei Songs, die sie mit Bríet geschrieben hat, werden nonstop im isländischen Radio gespielt. Und Laufey Lín hat auf beiden Seiten des Atlantiks Wellen geschlagen – und sich sogar ein Shoutout von keiner geringeren als Billie Eilish abgeholt.

 

Stattdessen dominieren weiterhin vornehmlich weiße Männer die Entscheidungen, die – ohne bewusstes Verschulden – weniger geneigt sind, Arbeiten von Menschen zur Kenntnis zu nehmen, die nicht so sind, wie sie selbst. Es ist keine Überraschung, dass der Confirmation Bias, als eines der ältesten kognitiven Muster der Geschichte, die Idee unterstützt, dass Menschen dazu neigen, sich positiv an die Arbeit von Menschen zu erinnern, die ihnen ähneln. Um es klar zu sagen: Niemand entscheidet sich aktiv dafür, Frauen auszuschließen, aber Frauen werden – im wahrsten Sinne des Wortes – vergessen, weil sich niemand an sie und ihre Arbeit erinnert. Und dieses Muster, das sich im Laufe der Zeit immer wieder wiederholt und widerhallt, hat uns dahin geführt, wo wir heute sind.

Dabei dürfen wir auch die Intersektionalität nicht vergessen, die noch stärkere Systeme der Diskriminierung von Frauen aus allen Gesellschaftsschichten schafft: Transfrauen, farbige Frauen und Frauen aus benachteiligten sozioökonomischen Verhältnissen. Der Kampf für die Gleichstellung der Geschlechter kann nur stattfinden, wenn wir alle gemeinsam aufstehen. Wir haben nicht gewonnen, bis wir alle gewonnen haben.

Wenn wir nicht bewusst inkludieren, werden wir unbewusst exkludieren. Eine Repräsentationsquote muss den Entscheidungsgremien auferlegt werden: denen, die einstellen, nominieren und feiern. Wenn 50 % der Welt aus Frauen besteht, liegt es nahe, dass auch 50 % der Entscheidungsträgerinnen Frauen sein sollten. Dann, und nur dann, können wir sicherstellen, dass die Beiträge von Frauen etwas sind, das wir nicht vergessen werden.