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Die Zukunft der Europäischen musik: Die Music Moves Europe Awards

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Die Zukunft der Europäischen musik: Die Music Moves Europe Awards

Die Music Moves Europe Awards (MMEA), die jedes Jahr beim ESNS (Eurosonic Noorderslag) im niederländischen Groningen stattfinden, bringen zahlreiche Künstler:innen aus ganz Europa zusammen – an einem Abend, auf der Bühne des Stadsschouwburg-Theaters. Zu den bisherigen Preisträger:innen gehören u.a. Rosalía, Dua Lipa und Stromae. Europavox sprach mit den Kandidaten, um herauszufinden, wie sich die Nominierungen und Preise für die wenigen Auserwählten auf ihre Karriere auswirken würden.

Die Liste der Kandidaten der MMEA besteht aus einem kunterbunter Haufen junger und vielfältiger europäischer Talente. Unter diesen Nominierten lesen wir Namen wie Ana Lua Caiano (Portugal), Arny Margret (Island), Ash Olsen (Norwegen), Berry Galazka (Polen), ClockClock (Deutschland), Fran Vasilić (Kroatien), Pearly Drops (Finnland), Ralphie Choo (Spanien), Traumhaus (Niederlande), freekind. (Slowenien – Kroatien), waterbaby (Schweden), yuné pinku (Irland), Bulgarian Cartrader (Bulgarien), Giift (Dänemark) und Zaho De Sagazan (Frankreich).

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©Niels Knelis

Organisiert von ESNS und Reeperbahn Festival und kofinanziert von Creative Europe, einer EU-Initiative, spotlighten die Preise nicht nur vielfältige neue Künstler aus ganz Europa, sondern sollen auch dazu beitragen, die Karriere dieser Talente zu beschleunigen und weiter auszubauen. In diesem Jahr erhielten alle 15 Nominierten die Möglichkeit, bei der Veranstaltung aufzutreten und zu einem Business Education Event eingeladen zu werden, egal, ob sie gewonnen haben oder nicht.

Unter den diesjährigen Gewinnern waren Giift (Dänemark), Ralphie Choo (Spanien), yunè pinku (Irland), Bulgarian Cartrader (Bulgarien), freekind. (Slowenien) und Zaho De Sagazan (Frankreich), letzterer nachm sogar den Public Choice Award und den Grand Jury Award mit nach Hause. Jeder Preisträger erhielt 10.000 € und wurde zur Teilnahme am  exklusiven MME Education-Programm eingeladen. Zaho De Sagazan, der beide Hauptpreise gewann, erhielt zusätzlich zu einem Green Touring Support-Gutschein im Wert von 5.000 € einen Geldpreis in Höhe von 15.000 €.

 „Ich denke wirklich nicht an all die Dinge, die passieren, ich mache bloß das, was ich mache“, antwortet der isländische Singer-Songwriterin Arny Marget auf die Frage, wie es sich anfühlt, für die Awards nominiert zu sein. Mit nur 22 Jahren hat die zarte Folksängerin schon viel erreicht. Sie veröffentlichte 2022 ihr Debütalbum „they only talk about the weather“, das auf One Little Independent Records veröffentlicht wurde und wurde dafür von Fans in der ganzen Welt gefeiert. „Es ist cool, dabei zu sein. Mir geht es am Ende nur darum, dass die Leute etwas fühlen“, fährt sie fort.

Eine weiterer Kandidatin, die bereits in jungen Jahren Erfolg hatte, ist der norwegische Rap-Star Ash Olsen. „Es fühlt sich verrückt an, ich war irgendwie schockiert“, sagte die Rapperin, als er nach der Nominierung gefragt wurde. „Es fühlt sich Klasse an, es fühlt sich so an, als würde ich etwas richtig machen.“

Nachdem sie 2020 ihre erste Single „KITKAT“ veröffentlicht hatte, kam ihre Karriere sofort in Fahrt. „Ich bin auf einem Bauernhof in einer kleinen Stadt aufgewachsen und habe mit 13 Jahren angefangen, Musik zu machen“, erklärt sie. „Ich war sehr nervös, als ich meinen ersten Track herausbrachte, aber das Radio hat ihn sofort genommen und von da an war alles nur noch verrückt“, sagt sie. Auch wenn Olsen diesmal leer ausgegangen ist, haben wir definitiv nicht das letzte Mal etwas von ihr gehört.

Die portugiesische Sängerin und Produzentin Ana Lua Caiano, die traditionelle portugiesische Stile mit modernen elektronischen und experimentellen Formaten mixt, war überglücklich über ihre MMEA-Nominierung. „Ich bin sehr glücklich, denn alle Nominierten sind umwerfend und sie spiegeln die ganze Musikszene Europas wider“, sagte die Produzentin. „Ich bin überglücklich, hier zu sein.“

Ana Lua Caiano ist nicht nur die Anerkennung wichtig, sondern auch die Seriosität und der Stellenwert, die mit den Awards verbunden ist. „Diese Projekte sind wahnsinnig wichtig, weil sie die Musik aus ganz Europa verbinden“, beschreibt sie auf die Frage nach der Besonderheit der MMEAs. „Länder, die etwas weiter entfernt voneinander sind, können sich hier austauschen, um den Frieden zu fördern und alles, was ansonsten nicht umgesetzt werden kann. Es ist wichtig, uns alle zusammenzubringen und andere Kulturen kennenzulernen.“

Obwohl sie nicht mit einem Preis ausgezeichnet wurde, nahm die portugiesische Produzentin die Nominierung und die Anerkennung mit. „Ich versuche, nicht zu viel zu erwarten, da meine erste EP erst 2022 herauskam“, sagt sie über ihre bisherige Karriere. „Es ist eine sehr neue Karriere und ich bin sehr froh, dass es gut läuft. Ich hätte nie gedacht, dass ich Portugal verlassen oder für diesen Preis nominiert würde.“

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©Niels Knelis

Der in Berlin ansässige, bulgarische Cartrader aka. Daniel Stoyanov, der im Jahr zuvor bei Eurosonic aufgetreten war, steckte das Publikum mit seiner unbeschwerten Pop- und Wohlfühlstimmung an. „Ich bin wirklich glücklich, auch diesmal wieder dabei sein zu dürfen“, sagte Stoyanov über die Rückkehr zu Eurosonic.

„Es gibt immer eine Tendenz, dich zu fragen, ob du gut genug bist oder nicht“, antwortet Stoyanov, wenn er zu seiner Nominierung befragt wird. „Ich kann es kaum erwarten, noch mehr Musik zu machen. Ich fühle mich verstanden und bin dankbar, dass ich auf das Podest steigen durfte.“

Am Ende des Abends verließ Stoyanov den Event mit einem Music Moves Europe Award. „Als in Berlin lebender bulgarischer Künstler bin ich stolz, mein Heimatland zu vertreten und dankbar für die Unterstützung und Förderung in Deutschland“, schrieb der Künstler auf seiner Facebook-Seite. „Ein großes Dankeschön an die MMEA, die das Schöne anerkennt, [und] wollte ich noch sagen, an das Unmögliche glaubt, was übrigens jeder gute Europäer tun sollte. Seid bereit für mehr neue Musik.“

Das slowenische und kroatisch R&B-Duo und die Stammgäste von Europavox freekind. wurden ebenfalls mit einem Music Moves Europe Award ausgezeichnet. „Es fühlt sich fantastisch an, wir freuen uns sehr über diese Anerkennung“, sagt Sara Ester Gredelj, Keyboarderin und Sängerin der Band, als sie nach der Preisverleihung interviewt wird.

Nina Korošak-Serčič,  die Schlagzeugerin des Duos, sieht den Award als etwas, das dazu beiträgt, sie mehr mit ihrer Fangemeinde zu verbinden. „Es hat Auswirkungen auf uns, Menschen zu treffen, insbesondere diejenigen, die diese [Nominierung] anerkennen“, sagt sie über die Auszeichnung. „Unsere Live-Auftritte sind wirklich wichtig, und ich denke, das ist den Menschen am meisten aufgefallen.“

Das Duo schrieb online über ihre Auszeichnung: „Diese Anerkennung bedeutet die Welt für uns und ist ein Fest der Hoffnung und des Optimismus, die wir durch unsere Musik verbreiten wollen. Vielen Dank an die Jury, unser tolles Team und an alle, die unsere Life-Sets besuchen und an unsere Botschaft glauben.“

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©Niels Knelis

Ein weiterer Gewinner des Abends war die in London lebende Musikerin Yunè Pinku. Als Tochter einer irischen Mutter und eines malaysischen Vaters wurde Yunè Pinkus melodischer Stil einer tiefgründigen und progressiven elektronischen Musik mit Four Tet und Bicep verglichen. „Es fühlt sich surreal an, ich wurde noch nie für etwas nominiert“, sagte sie vor der Preisverleihung. „Es fühlt sich dramatisch an, und ich habe das Gefühl, dass man auch viel Glück haben muss.

Der Produzent, der später am Abend das überfüllte Grand Theater betrat, war sehr zufrieden mit den supertalentierten Kandidaten und stolz darauf, Teil der MMEA zu sein. „Es ist wirklich schön, so viele Leute hier zu sehen. Es ist wirklich cool, mit all den Menschen sprechen zu können, vor allem, weil sie aus der ganzen Welt kommen. Un der tollste Ego-Boost ist, wenn man von Anderen für die eigene Arbeit gelobt wird.“

An diesem Abend wurde auch der Produzent auch mit einem MMEA-Preis ausgezeichnet. „Es ist etwas surreal und eine große Ehre, von so einer großartigen Jury ausgezeichnet zu werden“, sagte er, nachdem er den Preis entgegengenommen hatte. „Ich mache gerade mein Debütalbum und bin etwas nervös deswegen, daher war diese Auszeichnung ein echter Ansport.“

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©Niels Knelis

Der größte Gewinner des Abends war jedoch die französische Elektro-Chanson-Sängerin Zaho De Sagazan. Mit dem Grand Jury MME Award und dem MME Public Choice Award war die französische Künstlerin eindeutig der Star des Abends. Zaho De Sagazan, die erst 2023 ihr Debütalbum „La Symphonie des éclairs“ veröffentlichte und letztes Jahr beim Europavox-Festival in Clermont-Ferrand auftrat, hat mit ihrer einzigartigen, zarten und sehr französischen Darstellung elektronischer Popmusik weltweit für Furore gesorgt und Ende des Jahres sogar Gold gewonnen.

„Grand Jury Award und Public Choice Award! Wir fahren mit zwei Preisen nach Hause!!! BEDANKT Groningen und MMEawards!! Und danke, dass ihr für mich gestimmt habt! Es ist ein wunderbares Geschenk! Ich habe wie ein Baby geweint, ich liebe euch !!!“ Schrieb De Sagazan auf Twitter.

Unmittelbar nach der Auszeichnung betrat Zaho die Festival-Bühne und performte. Die Sängerin und Produzentin spielte Songs aus ihrem Debütalbum und bot eine enigmatische Performance, die ihre Powerstimme und Charakterstärke verdeutlichte. Spätestens jetzt weiß Groninge, warum sie die diesjährige Preisverleihung als Star verließ.

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©Niels Knelis