Abgesehen vom HipHop hat sich die deutsche Musikszene bislang kaum bis gar nicht mit multikultureller Vielfalt einen Namen gemacht. Dabei ist genau diese Vielfalt vornehmlich dafür verantwortlich, dass es musikalisch in Deutschland kreativ vorangeht. Es ist überfällig, diese Gemengelage anzugehen und zu verändern. Zum Glück gibt es zahlreiche Initiativen und Organisationen, die sich genau diesem Problem widmen.
Eine dieser Initiativen ist die Black Artist Database. Die Initiator*innen haben es sich zur Aufgabe gemacht, Plattenkäufer*innen, Autor*innen, Journalist*innen und Promoter*innen mit BIPoC-Künstler*innen und -Labels zu vernetzen.
Oder Black Brown Berlin. Das Portal wurde 2018 von Femi Oyewole gegründet, um lokale BIPoC Communities, Unternehmen und Netzwerke miteinander zu verbinden und so ein solidarisches Umfeld zu gestalten und unterschiedlichsten Stimmen Gehör zu verschaffen. Black Brown Berlin hat sich unter anderem in der Musikszene dafür eingesetzt, Safe Spaces für Mitglieder der BIPoC-Gemeinschaft zu schaffen und sich für mehr Repräsentation in der Stadt einzusetzen.
Und dann ist da noch DECOLONOIZE. Die Berliner Initiative wurde mit den Ziel gegründet, die BIPoC-Perspektiven in der alternativen Musikszene sichtbarer zu machen.
„Als Kollektiv wollen wir die Sichtbarkeit von BIPoC-Perspektiven in der Musikszene verbessern –und die Berliner Szene inspirieren. Für mehr Diversität. BIPoC-Menschen sind keine Requisiten oder Aushängeschilder“, sagt Maro Al-Jwari, eines der vielen Gesichter hinter dem neuen Kollektiv.
„Sie sind Teil des Ganzen. Doch uns geht es um mehr. Zum Beispiel darum, LGBTQI+-Personen und marginalisierte BIPoC-Menschen mit Geflüchteten-Hintergrund in Berlin zu etablieren“, fügt Al-Jwari hinzu. „BIPoC-Musiker*innen und -Künstler*innen sind in der Musik- und Kunstszene bei Labels, Sendern und Booking-Agenturen immer noch unterrepräsentiert, vor allem in Bezug auf Anerkennung und in finanzieller Hinsicht.“
Teil des Ethos von DECOLONOIZE ist es, die Narrative innerhalb der alternativen Community durch schlagkräftige Social-Media-Botschaften klarzustellen und zu korrigieren. Und so Bands und Künstler*innen mit unterschiedlichen Hintergründen und Kulturen angemessen abzubilden. „Historisch betrachtet werden Genres wie Rock und Punk hauptsächlich mit weißen britischen und weißen US-amerikanischen Bands in Verbindung gebracht“, erklärt Al-Jwari. „Die ursprünglichen schwarzen Wurzeln der Musik wurden jahrzehntelang aktiv verschwiegen, und BIPoC-Künstler*innen sind entweder vergleichsweise weniger bekannt oder unsichtbar.“
Mit Konzerten und anderen Veranstaltungen will sich die Initiative dieser Erzählung entgegenstellen. Bislang sind im Rahmen der Initiative bereits Künstler wie Jaguwar und der HipHop-Produzent Breezy aufgetreten.
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Im Mai 2022 wird DECOLONOIZE zum ersten Mal ein Festival veranstalten, mit einer Mischung aus Bands, Singer-Songwritern*innen, DJs und Ausstellungen, „Wir freuen uns darauf, BIPoC-Kunst aller Art in einer Atmosphäre zu feiern, die Solidarität und Empowerment fördert“, sagt Al-Jwari über die bevorstehende Veranstaltung. „Wir möchten einen sicheren Raum für migrantische, queere und BIPoC-Gäste bieten, damit sie Kunst und Musik frei von Missbrauch und Diskriminierung genießen können.“
Veranstaltungen und Festivals werden dieses Jahr ein Comeback feiern. Und es wird immer offensichtlicher, dass vielfältigere Line-ups für die Szene wichtiger werden. Um relevant zu bleiben – und die faktische Diversität abbilden zu können. Dank der Unterstützung von Organisationen wie DECOLONOIZE und Black Brown Berlin kann Berlin seine Multikulturalität über alle musikalischen Plattformen hinweg besser feiern, unabhängig vom Genre.